Publikum mit kaiserlichem Flair und unvergesslicher Musik in der Pfarrkirche St. Andreas verzaubert.
Schweinberg. Kaiserin Sissi und Kaiser Franz, Oberst Böckel und Zimmermädchen Henriette, Hofküche, kaiserlicher Weinkeller und Wiener Schmäh: Bei der Serenade des Musikvereins Schweinberg fühlte man sich am Samstag wie auf Schloss Schönbrunn – hinsichtlich des Ambientes und im Sinne der Musik. Unter dem Motto „Servus Sissi – ein kaiserlich musikalischer Sommerabend“ wurde ein stimmungsvoller und charmanter Abend geboten, der in bester Erinnerung bleiben wird.
Wenn auch das Konzert witterungsbedingt vom Kirchplatz in die Pfarrkirche St. Andreas verlegt wurde und es hier und da immer noch Tropfen vom Himmel ließ, kam jeder auf seine Kosten. Dafür sorgte nach zünftigem Einmarsch die „MiniBand“ mit Dirigentin Clara Murphy: Die „Buben und Madln“ präsentierten mit der schwungvollen Musicalmelodie „Beauty And The Beast“, dem locker-leichten Werk „Summer Nights“ aus dem Musical „Grease“ und der hymnischen Melodie „Down By The Salley Garden“ sehr ansprechendes Werke und den Beweis, dass die Jugendarbeit des MVS ihren Zweck bestens erfüllt. So erfreuten sich die zahlreichen Besucher – die Kirche war voll besetzt inklusive Treppe und Empore – an schönen Melodien und der fröhlichen Moderation: Maren Greß als Kaiserin Sissi im adretten Kleid und Valentin Gehrig als Kaiser Franz duellierten sich aufs Vergnüglichste; Romy Eisenhauer als Zimmermädchen Henriette huldigte Klatsch und Tratsch, während Jonas Henn in der hinreißend komischen Rolle des Oberst Böckel ganz aufging.
Nun schlug die große Stunde der Hofkapelle: Das Ensemble marschierte unter Beifall ein, wobei sich jegliche Vorschusslorbeeren als durchaus gerechtfertigt erwiesen: „Servus, da san‘s ja alle wieder!“, rief Henriette – und die wuchtige Fanfare für die Wiener Philharmoniker nach Johann Strauss erwies sich als bester musikalischer Türöffner. In seinem Element war ohne Frage auch der ehrfürchtige MVS-Intendant Luk Murphy, der gewandt den Taktstock schwang – zum Beispiel bei „An der schönen blauen Donau“, wohlvertraut erklingend und im typischen MVS-Sound doch ein ganz neues Erlebnis in Sachen konzertanter Blasmusik. Auch die schmissige Polka „Donner und Blitz“ wusste zu gefallen, während an anderer Stelle die Frage nach Weiß- oder Rotwein debattiert wurde: Auf dem Kirchplatz herrschte gemütliche Marktplatz-Atmosphäre à la Austria – kurzerhand aufgestellte Lautsprecher ließen das im Freien sitzende und speisende Publikum hinreichend wie unaufdringlich an der Serenade teilnehmen, nicht zu leise und nicht zu laut. Auch die Stimme der „Nachtigall von Schönbrunn“ alias Jutta Biller war hier zu vernehmen: Mit den Stücken „Gold von den Sternen“ aus dem Mozart-Musical und „Ich gehör‘ nur mir“ aus dem Musical „Elisabeth“ war die Hardheimerin im Begriff, sich selbst zu übertreffen. Reich umjubelt, veredelte sie beide Lieder und hinterließ beeindruckte Gäste. Nicht zu vergessen der „Seufzer-Galopp“ mit vier großen kaiserlichen Seufzern – gleichsam eine heiter-fröhliche Strauss-Komposition – und der „Kaiser-Sissi-Marsch“, bei dem sich das Orchester in bester Form zeigte: Das war ausgezeichnet!
Nach kurzer Pause, in der zahlreiche „original österreichische“ Verköstigungen zum Entdecken einluden und alpinen Gaumengenuss ermöglichten, wurde das eindrückliche Programm fortgesetzt – mit einer kleinen stilistischen Änderung: Hatte der erste Teil im Zeichen der Wiener Klassik gestanden, gedachte man im zweiten Teil den österreichischen Musiklegenden jüngerer Vergangenheit und eröffnete den Erinnerungsreigen mit dem kraftvoll gespielten Radetzky-Marsch. Da ging einem das Herz auf – erst recht bei einem originalen Apfelstrudel-Eisbecher aus der Hofbackstube. Auch die „Tritsch-Tratsch-Polka“ nach Johann Strauss vermittelte gute Laune und lud zum Mitschunkeln ein; der federnde Rhythmus ging durch Mark und Bein. Dazu kamen zwei starke Medleys: Zunächst gab es ein Wiederhören mit den bekannten Klassikern des Rainhard Fendrich. Das Best-Of-Potpourri bescherte dem kaiserlichen Auditorium zugleich ein Wiedersehen mit den illustren MVS-Urgesteinen Berthold Weidinger und Hans Baumann, die den bekannten Austropop-Gassenhauern „Macho Macho“, „Midlife Crisis“, „I Am From Austria“ und „Weil‘s a Herz hast wie a Bergwerk“ besonderes Leben einhauchten. Auch die Verneigung vor Udo Jürgens, der im letzten Jahr seinen 90. Geburtstag hätte feiern können, fehlte keinesfalls: Das Medley beinhaltete Stücke wie „Ich war noch niemals in New York“ - Stücke, die jeder kennt und die (fast) jeder schätzt. Vor dem umwerfenden Finale erfreuten die beiden noch mit „Du entschuldige, i kenn di“ - jenem Lied, das Peter Cornelius seinerzeit bis auf den achten Platz der deutschen Single-Charts katapultiert hatte und das auch für Bernhard Brink ein Erfolg war.
So zeichnet sich gute Musik dadurch aus, dass sie immer funktioniert – der MVS jedoch, der ist einmalig und hat sich mit seiner kaiserlichen Serenade, Kaiserin Sissi und Kaiser Franz einmal mehr ein Denkmal gesetzt, dem Ortswechsel und manchem Regenschauer zum Trotz. So darf man sehr gespannt sein auf den kommenden „Serenaden-Sommer“ - dann bei sicher besserem Wetter!
© Fränkische Nachrichten | 28. Juli 2025